Donau Forum - der Treffpunkt für Donau Wassersportler - Einzelnen Beitrag anzeigen - Von Finnland nach Istanbul, Teil 1
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Alt 14.01.2009, 19:44
mikefin
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Standard Von Finnland nach Istanbul, Teil 4

Hallo,
wir sind im Sommer von Finnland über die Ostsee, Kanäle, Rhein, Main, MDK zur Donau und dann bis zum Schwarzen Meer und Istanbul gefahren. Ich hänge hier mal einen "Kurzbericht" in drei Teilen an (hoffe, das ist ok?), - jetzt sind es vier geworden! - detaillierte Dokumentation auf unserer homepage http://www.rumbalotte.fi
Mike


Sulina – Istanbul


Bei naufgang machen wir uns auf den Weg zur letzten Etappe. Von Sulina führt eine 5 Meilen lange Rinne auf das Schwarze Meer. Dort angekommen empfängt uns eine lange Dünung, die uns nach der langen Fahrt auf Kanälen und Flüssen richtig Spass macht, wir sind wieder auf dem Meer. Der Wind bläst mit 6 – 10 m/sek. aus Nordwest, wir setzen unser Stützsegel, welches dass Rollen etwas stabilisiert. Während 10 Stunden Fahrt kommt uns nur ein einziges Passagierschiff entgegen, welches wir schon in Tulcea gesehen hatten. Zweimal begleiten uns Delfine eine kurze Strecke. Am Nachmittag kommt die heraus, wir fahren von der Flybridge aus. Im Hafen von Constanta finden wir unsere Mitfahrer wieder: Romar 1 und CO II haben schon 6 Tage auf besseres Wetter gewartet und die Zingara begrüsst uns über Funk typisch englisch „ how nice to see you, and in one piece“. Ihre nächtliche Fahrt von Sulina nach Constanta schien etwas unruhig gewesen zu sein, denn Phyl teilte mit, dass ihr Meeresabenteuer hier zu Ende gegangen ist. Auch Jeannine von Romar 1 möchte nicht mehr auf das Meer. In Constanta müssen wir mit dem Heck anlegen, so wird das nun auch schon mal geübt. Unseren Landgång testen wir mit den 4 Beamten, die zum Einklarieren auf das Boot kommen, er hält. Port Tomis ist ein grosser Hafen und es wird an Erweiterungen gearbeitet, die wohl in 2009 fertiggestellt sein müssten. Die Stadt selbst sagt uns nicht besonders zu.

Von Constanta geht es weiter nach Balchik in Bulgarien. Das Meer ist ruhig, wieder begleiten uns Delfine. Das rumänsiche Ufer ist relativ flach, in Bulgarien steigt es wieder an und die Landschaft ist vielfältiger. In Balchik empfängt uns das gesamte Personal der Grenzpolizei; zu dieser Jahreszeit gibt es nicht mehr viele Besucher und sie brauchen auch Abwechslung. Im Hafen sind neue Schwimmstege gelegt, es gibt aber weder WC noch Duschmöglichkeiten. Die Stadt macht einen netten Eindruck, hier beginnt die bulgarische Touristenzone. Nach einem Ruhetag fahren wir weiter nach Nesebar. Wieder schöne Ufer mit weniger schönen Tourismusanlagen. In Nesebar will uns die örtliche Marina nicht bei sich haben – so ist es wohl auch schon anderen ergangen – aber wir finden den einzigen freien Platz im Stadthafen. Die Stadt ist voll mit Touristen, es macht Spass dort einmal durch zu wandern. Von Nesebar wollen wir eigentlich direkt auf die türkische Seite fahren, die Zollstation ist jedoch „wegen Personalmangel“ nicht besetzt. Also fahren wir zum Ausklarieren nach Burgas. Da die Fahrt dorthin einige Stunden in Anspruch nimmt, bleiben wir dort über Nacht in der Marina. Es regnet den ganzen Nachmittag, damit haben wir vom Ort selbst nichts gesehen. Am Morgen dann der notwendige Papierkrieg, bei dem das Wichtigste unser runder Bootsstempel ist , endlich kommt der auch einmal zum offiziellen Einsatz.

Es ist herbstlich sonnig und die Fahrt nach Iğneada in der Türkei verläuft ruhig. Vor dem Ort eine Riesenarmada von grossen und kleineren Fischerbooten, im Hafen ist reger Betrieb bis Mitternacht. Wir ankern etwas abseits im Hafenbecken; einige Offizielle schauen vorbei und erkundigen sich, ob wir Probleme haben. Von Iğneada sind es dann noch 68 Meilen bis zur Einfahrt in den Bosporus. Nach den Wettervorhersagen hätte es keinerlei Probleme geben sollen, aber nach 2 Stunden Fahrt bei Windstille treffen wir auf 4 – 5 m Dünung bei mässigem Wind. Da wir noch bei Tageslicht ankommen wollen, halten wir unsere Reisegeschwindigkeit mit ca. 8 Knoten und werden 6 Stunden lang wie in einer Waschmaschine hin und her geschleudert. Wasser von allen Seiten, der niedrig sitzende Bilgealarm meldet sich und der Kapitaän hängt deswegen im rollenden Boot noch laufend an der Handpumpe. Vor dem Bosporus dann eine Unmenge von Schiffen auf Reede. Wir gehen in den Hafen Poyraz und dort nach drei misslungenen Ankerversuchen – starker Bewuchs und der Anker hält nicht – schliesslich mal wieder zu den Fischerbooten an den Kai. Den Abend verbringen wir mit Aufräumen, Trocknen und wundern uns immer noch über diese Fahrt. Im Navtex wird für das Schwarze Meer Starkwindwarnung für den nächsten Tag gegeben.

26.9. und letzter Fahrtag. Keine Warnungen für den Bosporus und das Marmarameer, leicht bewölkt. Wir telefonieren mit unseren türkischen Freunden und machen uns gegen 10:00 auf den Weg. Vor uns liegen drei Stunden Fahrt, die wir auf dem Bosporus mit seinen phantastischen Anblicken geniessen möchten. Beim Ausfahren aus dem Hafen treffen wir gleich auf die kräftige Dünung des Schwarzen Meeres, die sich aber kurz danach ausläuft. Die kommt heraus, alles läuft ruhig und gemütlich bis wir zur ersten (alten) Brücke kommen. Der Himmel zieht mit schwarzen Wolken zu, der Wind vom Marmarameer her verstärkt sich und wieder sind wir in einer Hexenküche. Wir drehen nach Süden ab Richtung Marina und haben den Wind nun voll seitlich; da hilft nur noch Geschwindigkeit runter. Von der Marina kommt ein Boot entgegen, das uns den sicheren Weg in die enge Einfahrt in den Hafen zeigt; mit Geschwingigkeit durch und unsere Reise von Finnland nach Istanbul ist am Ziel angekommen. Der Marmarasturm dauerte 4 Stunden, verursachte viel Schaden an Land und kostete einem Minaret und einem darunter gebliebenem Mann das Leben. Wir sind inzwischen sicher bei Freunden, die nächsten Wochen vergehen mit dem Vorbereiten des Bootes für das Überwintern. Die Reise dauerte 4,5 Monate einschliesslich 4 Wochen teils geplanten, teils überraschenden Pausen. In 500 Fahrstunden wurden 3400 Meilen zurück gelegt.
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