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Alt 08.10.2014, 23:36
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berater berater ist offline
Oberleutnant zur See
 
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Standard Havel-Oder-Wasserstraße

Wo war ich stehen geblieben? Ah! - Am Spreekreuz.
Von da befuhren wir zur Abwechslung den Charlottenburger Verbindungskanal. Er ist als reiner Verbindungskanal zu Industriehäfen weniger spektakulär, aber doch auch nicht so hässlich, dass man nur auf Spundwände blicken würde.
An seinem Ende ging's nach Backbord, über den Westhafenkanal zur Neuen Schleuse Charlottenburg.

Als sich das untere Tor ganz geöffnet hatte, fuhr das Frachtschiff "Michael B" hinaus, wir lösten die Leinen und schickten uns an, die Schleuse ebenfalls zu verlassen, aber das Sportboot "Rechlin" vor uns zögerte. Ach so - das Ausfahrsignal stand ja auf Rot. Wir warteten also noch frei dümpelnd auf das Weitere. Auf einmal kam per Megafon die Ansage der Schleusenwärterin "Bitte das kaputte Sportboot an die Leine nehmen, damit die Schleuse wieder frei wird. Anschließend können Sie dann draußen reparieren oder was auch immer." - Aha. Die "Rechlin" war also anscheinend manövrierunfähig. Wir tasteten uns ran, da schickten sich die anderen an, uns ein Tau zuzuwerfen. Wir waren verwirrt. "Sollten nicht wir euch ein Seil geben?" - "Wieso? Wir dachten, Ihr könnt nicht fahren!?" - "Nö. Wir sind OK - wir dachten, Ihr könnt nicht weg!" - "Wisst ihr was?", sagte der andere Kapitän, "wir fahren jetzt einfach". Er fuhr an, in dem Moment sprang das Signal auf Grün. Die Schleusenwärterin hatte nämlich einfach vergessen, das Ausfahrsignal auf Grün zu stellen und kapierte zuerst nicht, warum wir nicht aus der Schleuse raus fuhren. Du darfst dich ja bekanntlich normalerweise nicht dabei erwischen lassen, rote Schleusensignale zu ignorieren.
Siehste: auch Profis machen Fehler. Entschuldigt hat sie sich zwar nicht...

An der Spreemündung ging's dann rechts ab nach Norden, zur Spandauer Schleuse. Danach fährt man u.A. am Katharinenhof vorbei. Dort hatte ich schon zwei Mal zu tun. Ein großer Teil des Gebäudes ist durch eine Edel-Seniorenresidenz belegt. Im Erdgeschoss befindet sich u.A. das Fischrestaurant "Raymons". Gleich benachbart ist der Spandauer Altstadthafen für Sportboote (mit Sportbootvermietung).
Weiter ging's an der Mündung des Tegeler Sees vorbei, an Konradshöhe (Bild). Hier bekommt die Natur wieder die Oberhand. Graureiher und Kormorane fühlen sich hier pudelwohl (letztere wahrscheinlich deswegen, weil die Fischer fleißig für Nachschub an Jungfischen sorgen ).

Schließlich erreichten wir den Schlosshafen Oranienburg, unser Etappenziel für diesen Tag. Der Schlosshafen wurde erst 2009 gebaut, im Zuge der Landesgartenschau. Da war offenbar Geld da in Hülle und Fülle. Nachdem das Füllhorn versiegt ist, zeigen sich allmählich erste Anzeichen von Verfall. Ausgebrannte Lampen und kaputte Seifenspender auf der öffentlichen Toilette werden wochenlang nicht ersetzt, u. dgl. Trotzdem: noch ist die Anlage sehr schick. Alles läuft per Chipkarte, die du vorher aufladen musst. Davon kommt die Hafengebühr runter, die Duschgebühr, und alles was so anfällt. Der Hafenmeister muss seine ganze Kreativität aufbringen, dass überhaupt noch was über ihn läuft. So ist an den Frischwasserschläuchen bei den Anlegestegen kein Wasserschlauch mit Adapter vorhanden. Wenn du den nicht selber dabei hast, musst du eben doch zum Hafenmeister. So schafft er es, doch einen Bargeldtransfer hinzukriegen (die Frischwassergebühr lässt er dann von seiner Karte abbuchen), in der Hoffnung, dass die Leute auf den nächsten Fünfer aufrunden lassen. Aber genug gemeckert; im Schlosshafen ist alles da was man braucht; der Ort hat alle Geschäfte die man sich wünscht und das Schloss ist prächtig. Der Schlosspark kostet Eintritt, ist aber super gepflegt und erinnert stark an den von Sanssouci. Kein Wunder, er stammt ja auch vom selben Adelsgeschlecht.
Dass ihr euch nicht wundert: der Schlosshafen ist auf manchen Karten, auch neueren Datums, nicht eingezeichnet. Irgendjemand muss da geschlampt haben, und offenbar zeichnet ein Kartenherausgeber vom andern ab.
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