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Alt 21.11.2008, 18:10
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Beluga Beluga ist offline
Oberbootsmann
 
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Weil es so schön zusammenpasst, hier einen Ausschnitt aus meinem Buch:


An einem Ponton in einer Kurve liegen mehrere abenteuerlich und selbstgestrickt aussehende Boote. Keiner der Männer spricht ein uns verständliches Wort. Doch sie winken uns freundlich herbei. Manfred manövriert Beluga in eine Lücke, dass mir die Haare zu Berge stehen. In der Kurve nährt die Strömung und versucht uns ständig abzudrängen. Im Hafen ist der Teufel los, Barkassen eilen hin und her, Fischernachen, Ausflugsboote, die Ambulantia, Seeschiffe, private Flitzer, Frachter, Passagierschiffe, schwimmende Dinger, die das Wort Boot eigentlich nicht verdient haben, alle haben’s schrecklich eilig und die Krönung ist die Politia, die mit Vollgas in Schlangenlinien dazwischen kurvt. Es brummt und knattert und tutet und scheppert, es röhrt und dröhnt, einer schreit immer irgendwas, eine Schleifhexe kreischt, ein Handy klingelt, ein Radio plärrt, Musik spielt laut und Hunde bellen, Autobremsen quietschen, ein Nebelhorn gibt Signal, Motoren jaulen. Unsere Boote bewegen sich ständig, ohne Unterlass und ohne Pause und jedes in eine andere Richtung. Nach einiger Zeit kommt der Patron des Pontons. Er erlaubt uns hier liegen zu bleiben. Wie viel wollen wir wissen. Wir sollen geben was wir meinen. 10 Euro ist uns ein Platz in Tulcea für beide Boote wert, wenn’s auch ein unruhiger ist. In der Not frisst der Teufel Fliegen.
Wir liegen mit dem Bug ungefähr einen Meter fünfzig hinter einem Konvoi aus gelben Ungetümen. Hinter uns genauso seltsame Gefährte ca. 50 cm von unserem Heck entfernt. Ständig legt eines dieser Ungeheuer ab oder wieder an. Es geht zu wie in einem Taubenschlag. Dann kommt ein Kahn mit zwei Fahrgästen. Uing, Uing, seine Hupe ist eine Polizeisirene. Die Gelben vor uns rennen aufgeschreckt auf ihren Schiffen herum. Einer macht Zeichen. Wir interpretieren es ganz richtig, er soll quer zwischen uns und den Gelben Richtung Ufer und Ponton fahren. Wir rennen auf den Bug, die anderen Helfer stehen auf den Gelben. Wahllos schiebt jeder in eine Richtung, die Gelben gehen ein Stückchen nach vorne, wir nach hinten, der Kahn scheint irgendwie den Bauch einzuziehen, verschwindet fast unter Belugas Reling und Vordersteven. Erstaunlicherweise passt er durch, ohne uns die Nase zu verrammeln.

Kleine Möwen kreischen, große lachen gluckernd und lassen gezielt über Renates frischer Wäsche eine volle Breitseite ab.
Vor uns füllt einer seinen Sprittank mit Kanistern. Er zieht den Diesel an bis sich seine Backen blähen, blitzschnell schiebt er den Schlauch in den Tank, nachdem er eine ordentliche Ladung über sein Hemd verteilt hat, die überschüssige Ration spuckt er ins Hafenbecken. Guten Appetit.
Ein grauköpfiger Nachbar pult in sich versunken seit Stunden seinen Eimer voll Erbsen.
Ein Gelber schöpft einen Krug voll Wasser und nimmt einen guten Zug, dann wäscht er sich die Hände darin. Umgekehrt wäre auch kein Beinbruch gewesen.

Die Dazier, die Urahnen der Rumänen, hatten die Gewohnheit vor jedem Kampf aus diesem Strom zu trinken. Sie waren überzeugt, dass die Gottheiten des Wassers ihnen Mut und Siegesglück verleihen. An Traditionen sollte man festhalten.
Wenn mal fünf Minuten nix passiert, heult im Minutentakt eine Sirene los, nur so zum Spaß. Und ich frage mich woran liegt es nur, dass überall ein paar Jungen wie eine wilde Horde klingen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Hongkong zwischen 1000 Dschunken anders zugehen und riechen kann.

In Tulcea zahlen wir für 4 Pizzen, 1 ital. Salat, 4 Bier, 2 Cola, 1 Flasche Rotwein und ein Eis 655.000 Lei = 16 Euro. Und das war eine der besseren Pizzerias.
Die Stadt ist stark touristisch geprägt. Wären die hässlichen Plattenbauten der Kommunisten-Zeit nicht, sie könnte genauso gut in Italien oder Griechenland sein.
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Viele Grüße
Doris
www.beluga-on-tour.de
www.wassersport-kinder.de
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