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  #17  
Alt 17.08.2014, 16:04
naabtalskip naabtalskip ist offline
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Die Schleuserei auf dem MDK ist ein Kapitel für sich.

Wir kamen 2000, mit unserem Stahlverdränger von 10 m frisch von der Werft in Holland nach 29 Jahren Schleusenerfahrung in NL und Schweden auch noch gut den Main hoch, denn das sind traditionelle Schleusen.

In der ersten Schleuse des MDK, Bamberg, Chaos: Vor- und Achterleine zur Mitte geholt konnten wir das Boot nicht halten und haben einfach losgelassen. Platz nach vorne zur Berufsfahrt war genug. Und, da das Wasser an den Seitenwänden hochströmt lagen wir plötzlich ganz ruhig wie auf einem Topf mit kochendem Wasser.

In der zweiten Schleuse, Strullendorf der gleiche Zirkus. Nach der Schleusung kam der Schleusenwärter aus seinem Häuschen zu uns herunter und sagte:"Vergesst alles, was Ihr bisher gemacht habt. Nehmt einfach nur eine Leine auf die Mittelklampe und bedient diese zu Zweit. Einer holt ständig dicht und der andere setzt jeweils schnell um." ((Schleuse Strullendorf war übrigens 2000 2. Sieger der Zeitschrift "Boote" beim Wettbewerb freundlichster Schleusenmeister.))

So ging es recht ordentlich bis Nürnberg, ab Schleuse Eibach gibt es ohnehin Schwimmpoller auf der Ostseite (Riedenburg Westseite). Bei den Schwimmpollern mit Mittelklampe festmachen, darauf achten, dass das Wasser schon steigt bevor der Schwimmpoller sich bewegt, also weiter dichtholen bis auch der Poller nach oben geht. Wenn das Schiff lang genug ist, kann man auch etwas Luft zur Mauer lassen, dann wird's gleich ruhiger.
Motor laufen lassen um genug Saft auf dem Bugstrahler zur Korrektur zu haben, wenn
es zu schräg wird.

Grundsätzlich, wenn 110 oder 135 m vor einem in die Schleuse einlaufen, den Schleusenmeister anfunken und darum bitten, dass er den Schiffsführer auffordert, weit nach vorne durchzufahren. Dann bleibt genug Platz, auch wenn beim Berufsfahrer die Maschine Läuft. Bei 2 Europakähnen (2x86 m) oder einem Doppelschubverband wird's eng. Ich habe gute Erfahrung damit, dem Schleusenmeister mitzuteilen, dass man aus Sicherheitsgründen auf die Mitschleusung verzichtet und mit der nächsten Schleusung mitgeht. Oft kommen sie dann leer herunter und man wird alleine geschleust. Dann braucht man auch nicht festzumachen und liegt ganz ruhig in der Kammer.

Es bringt meist nichts, während der Schleusung die Schleuse oder das Binnenschiff aufgeregt anzurufen, denn man kann beobachten, dass die Schiffsführer während der Schleusung das Ruderhaus, zumindest zeitweise, verlassen und der Funk nicht besetzt ist.

Die Schleusen auf dem MDK sind inzwischen so stark zentralisiert, dass ich bezweifle, ob die Schleusenmeister überhaupt noch genau sehen können, was mit den Sportbooten in den Schleusen passiert. Z.B. werden seit kurzem von Aschaffenburg aus alle Schleusen bis zum Rhein bedient. Die Leute geben sich alle Mühe, man kann aber auch manchmal hören, welchem Stress sie ausgesetzt sind.

Wir haben mittlerweile 12x den MDK durchfahren und, wenn wir uns so verhalten wie beschrieben, keine Probleme mehr gehabt.
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